Verkaufe Dudelsack --+-++-++++-++-+-- Wie fange ich am besten an? Mit panisch paranoiden Formulierungen? Oder sachlich, diskret und zurückhaltend? Was soll ich eigentlich über ein Phänomen schreiben, daß ich selbst kaum begreife, geschweige denn verstehe? Über ein Phänomen, das schon vor Jahren die Öffentlichkeit schockieren und wachrütteln sollte und doch kaum Beachtung fand? Ein Rätsel, daß zu Lösen ich nicht im Stande bin? Was soll ich zu einer Thematik sagen, von der die Wenigsten etwas gehört haben und von der noch weniger das Ausmaß kennen? Aufklärung tut Not! Aber seien Sie gewarnt! Der folgende Bericht kann Ihr Bewußtsein und Ihre Moralvorstellungen beeinflussen. Wenn Sie Wert auf eine heile und saubere Welt legen, lesen Sie nicht weiter! Die hier geäußerten Indizien und Meinungen könnten Ihr Weltbild vollständig verändern und es Ihnen unmöglich machen, Ihr bisheriges Leben weiterzuführen. Und trotzdem: Es muß gesagt werden. Alles begann an einem Frühlingstag im März 1996. Ich kaufte mir in einem völlig normalen Zeitungsladen die Zeitschrift 'PC-Welt'. Alles war, wie es sein sollte: Das Layout des Heftes entsprach dem damals üblichen Trend, der Preis von 6,60 DM kam mir bekannt vor und das Inhaltsverzeichnis versprach interessante Lesestunden. So war es dann auch. Alltägliche Computerthemen wurden behandelt: Neuigkeiten über den Pentium und über Windows 95, neue Soft- und Hardware wurde getestet und die Tips & Tricks waren hilfreich wie eh und je. Und dann geschah es. Ohne es in diesem Augenblick zu bemerken, stolperte ich über eine Sache, die ich auch heute noch nicht richtig einordnen kann. Denn ich fand, fast am Ende des Heftes, folgende Klein- anzeige: Verkaufe Dudelsack, neu mit Anleitung DM 380,- Tel. 02131/858*** An diesem Tag schöpfte ich noch keinen Verdacht. Ich wunderte mich nur, warum jemand ein Musikinstrument an die Leser einer Computerzeitschrift verkaufen will? Hatte er sich nichts dabei gedacht oder war es ein Ver- sehen? Jedenfalls schien es einige, wenn auch nicht schlüssige Erklärungen zu geben. Die Zeit verging, ohne daß ich einen weiteren Gedanken an die Anzeige verschwendete. Bis ich mir, vier Wochen später, die nächste Ausgabe der 'PC-Welt' kaufte. Da war es wieder! Verkaufe Dudelsack, neu mit Anleitung DM 380,- Tel. 02131/858*** Auch wenn es aus heutiger Sicht unpassend erscheint: Ich lachte über die seltsame Logik und Hartnäckigkeit der Person, die diese Anzeige schrieb. Hat sich beim letzten Mal kein Käufer gefunden, oder hat niemand die Anzeige ernst genommen? Kam er nicht auf die Idee, es in einer Musikzeit- schrift zu versuchen? Jedenfalls brachte es mich der Lösung ein Stück näher. Ich war mir jetzt sicher, daß es kein Versehen und kein Unfall war. Irgend jemand machte das absichtlich und er machte es regelmäßig! In jeder 'PC-Welt', die ich bisher gesehen habe, steht exakt die gleiche Kleinanzeige! In jeder einzelnen! Nun wurde ich neugierig und begann, alle meine alten Computerhefte zu durchsuchen. Und obwohl ich nicht daran glaubte: Ich fand die Anzeige auch in der 'Chip', und zwar in jeder Ausgabe vom Januar 1992 bis heute! Das machte alle meine früheren Theorien zunichte. Es konnte kein Scherz der Redaktion sein, weil beide Zeitschriften von verschiedenen Verlagen kommen! Neue Gedanken durchzuckten mich. Ist es eine geheime Botschaft des Verteidigungsministeriums? Oder ist es der Versuch, aus einer anderen Dimension Kontakt mit uns aufzunehmen? Es könnte aber auch sein, daß die Redaktionen dieser Zeitschriften mit Hilfe von HAARP und ELF-Wellen geistig beeinflußt werden. Diese Theorie klang recht plausibel, was mir ein Experte auch bestätigen konnte. Zusätzlich wurde diese Idee von einem neuen Fund untermauert: Die Zeitschrift 'Color Foto', die relativ wenig mit Computern zu tun hat, bringt die Anzeige ebenfalls in den Kleinanzeigen: Verkaufe Dudelsack, neu mit Anleitung DM 380,- Tel. 02131/858*** Es ist exakt die gleiche Anzeige wie in 'Chip' und 'PC-Welt'. Genauso klein und unscheinbar. Genauso simpel formuliert. Und genauso regelmäßig! Die Theorie einer globalen Kontrolle und Überwachung der Redaktionen wurde immer greifbarer. Leider fehlte das wichtigste Puzzleteil noch immer: Wer steckt dahinter? Eine mögliche Lösung findet sich in den betroffenen Zeit- schriften selbst. Denn bei einer genauen Lektüre fällt eine bestimmte Firma besonders auf. Der Name und die Produkte dieser Firma tauchen in nahezu jedem Artikel auf. Es scheint fast so, als hätte sie schon heute das Mono- pol und die absolute Kontrolle über uns. Der Name: Microsoft! Kann das sein? Ist dieser Softwarekonzern, auch wenn er der größte der Welt ist, zu so etwas fähig? Sind die Manager von Microsoft tatsächlich so unverschämt und machthungrig, daß sie selbst vor solchen Taten nicht zurückschrecken? Taten, die unser aller Leben aufs Spiel setzen? Ich kann auf all diese Fragen keine Antworten geben. Der interessierte Leser kann sich gern selbst von den Fakten überzeugen und sich eine eigene Meinung bilden. Achten sie auf diese Kleinanzeige: Verkaufe Dudelsack, neu mit Anleitung DM 380,- Tel. 02131/858*** Und auch, wenn uns dieser Bericht keinen Schritt weiter gebracht hat, eines wissen wir genau: Die Wahrheit ist irgendwo da draußen! Ende? Auflösung: Nachdem ich die Anzeige ein Duzend mal gelesen hatte, rief ich die Nummer an. Der nette Herr Altmann am anderen Ende versicherte mir: Es handelt sich tatsächlich um ganz normale Dudelsäcke! Er besitzt nämlich einen Musikinstrumente-Handel in Neuss. Und die seltsame Anzeige setzt er einfach in alle Zeitungen, die er auch liest. Quellen: 'Chip', 'PC-Welt', 'Color Photo' und die nächstbeste Telefon-CD mit Nummernsuche. Fragen: Wer von euch hat die Anzeige auch in anderen Zeitungen gelesen? In welcher Ausgabe erschien sie zum ersten Mal? Bitte schreibt mir, wenn ihr das wißt! --+-++ Mad/OS ++-+-- August 1998