Meine Aktivitäten in der Demoszene
Computerverrückte Enthusiasten, die sich seit Beginn der Heimcomputer-Ära mit Assemblern, Trackern, Pixel- und Raytracing-Grafik beschäftigen, wurden unter dem Begriff Demoszene zusammengefasst. Ich selbst war von 1997 bis in die 2010er an dieser Szene interessiert. Seit 2021 zählt die Demoszene zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe in Deutschland.
Von 2000 bis 2001 war ich als Chefredakteur für das WildMag verantwortlich. Das von Sven Gramatke gegründete WildMag war seinerzeit das größte und neben Hugi.GER eines der letzten deutschsprachigen Diskmags (kurz für „Diskettenmagazin“) der IBM-PC-Szene. Grafisch aufwendig und mit Musik untermalt fand man in diesem rein digitalen Magazin alle denkbaren Themen rund um Computer und Computerkunst, aber auch Kurzgeschichten und Lyrik. Nach insgesamt fünf Ausgaben haben wir das Projekt eingestellt, um uns neuen Aufgaben widmen zu können.
Außerdem war ich in der Gruppe TAP von Thomas »Tomaes« Grützmacher aktiv, zu deren Gunsten ich meine eigene kleine Gruppe „real.fake“ aufgab. Unter dem Gruppennamen TAP veranstaltete ich mehrere Programmier-Wettbewerbe, gewann selbst eine Size-Coding-Competition und nahm mit 64 und sogar 32 Byte kleinen Assembler-Intros an Wettbewerben teil. Daneben beteiligte ich mich unregelmäßig am Kreativprojekt DBA Art Studios (Die Befreiungsarmee). Eine Zeitlang wurde ich sogar als Redaktionsmitglied des erfolgreichsten PC-Diskmags aller Zeiten PAiN geführt, obwohl ich nach der Aufgabe des von mir betreuten WildMags Ende 2001 nur noch sehr selten etwas zur Demoszene und zum Inhalt anderer Diskmags beitrug.
Viele andere interessante Diskmags sind in der Linkliste des WildMags zusammengefasst. Eine noch größere Sammlung digitaler Magazine fand man auf der CD-ROM DiskMag-Pack, die ich seit 1999 kontinuierlich aktualisiert habe und später in die Hände von Crest (* 1966; † 2007) übergab, der die CD-ROM bis 2007 gegen einen Unkostenbeitrag vertrieb. Erst später habe ich die Inhalte der CD ins Scene.org-Dateiarchiv eingepflegt.
Die Zeit von »real.fake«
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Zusammenarbeit mit »TAP«
TAP (Wortschöpfung aus »Thomas Art Project«) war das Label, unter dem Thomas Grützmacher alias Thomaes seine vielseitigen digitalen Kreationen veröffentlichte, darunter ein faszinierendes Miniatur-Diskmag namens TAP-Mag. Es gelang mir irgendwann, ihn zu überreden, einige meiner früheren und insbesondere die in unserer gemeinsamen Zeit entstandenen Werke unter seinem Label zusammenfassen zu dürfen. Auch wenn die Liste kurz blieb und wir immer eher Eigenbrödler blieben, blicke ich doch ausgesprochen gern auf die kurze Zeit der gemeinsamen Experimente zurück.
Das WildMag
Das WildMag geht auf ein Konzept von Sven Gramatke zurück, den ich 1999 auf meiner ersten Demoszene-Party kennen lernte, der Dialogos in Jena. Er hatte sein Magazin schon damals bewusst als eines der letzten deutschsprachigen Diskmags der Demoszene im weitesten Sinne konzipiert. In einer ansonsten internationalen Szene, die sich spätestens mit Beginn der 2000er dem Internet und dort naturgemäß dem Englischen zuwandte, blieben die Sprache und das Offline-Format auch unsere mehr oder weniger einzigen Alleinstellungsmerkmale. Inhaltlich war das Magazin nie scharf begrenzt. Wir nahmen, was uns Fans an Texten zusandten und was unter anderen Umständen wahrscheinlich eher auf persönlichen Websites gelandet wäre. So bewegte sich das Magazin immer am Rand der Szene und versuchte, insbesondere interessierten Neulingen die Faszination der Szene näher zu bringen. Engere Kontakte zu den für uns unerreichbaren inneren Kreisen der Demoszene ergaben sich auch durch das Magazin kaum.
DBA Art Studios
DBA, kurz für "Die Befreiungsarmee«, später auch »Das Befreiungsarchiv«, ist ein spätes Projekt von Sven Gramatke.
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