Thiemos Archiv
- Sunday, 2018-05-06 22:00
- Modetrends, die ich nicht verstehe:
- Camp-David-Klamotten. Ich meine, ich verstehe schon, dass das einfach »nur« ein Markenname für Herrenbekleidung ist. Aber warum sollte ich etwas tragen, das nach der »Erholungsanlage für den amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten« benannt ist?
- Hard-Rock-Cafe-Shirts. Ich glaube nicht, dass die Träger alle wirklich in einem der nur vier Hard Rock Cafes in Deutschland gewesen sind. Warum dann ein Shirt der Kette tragen? Steht es als Abzeichen für irgend etwas? Wofür?
- Jack-Daniel’s-Shirts. Warum gerade diese Marke? Ich meine, der Whisky ist nichtmal gut. Das Logo macht auch nicht wirklich viel her, außer dass es den Charakter abgewetzter Jeans ganz gut transportiert. Aber das allein kann doch kein Grund sein, freiwillig Werbung für einen Billigwhisky durch die Gegend zu tragen? Warum nicht zum Beispiel bei Levi’s bleiben? Wofür steht das Jack-Daniel’s-Shirt?
- Die riesigen silbernen Aufkleber auf Baseballcaps. Warum lässt man die absichtlich dran? Was soll das?
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Warum gibt es SUVs?
Das "Verstehen" ist eine bestimmte Stufe (menschlichen) Verhaltens. Darunter befindet sich bspw. das Nachahmen (Erinnern). Darüber das Konstruieren (Anwenden) (vgl. Taxonomie von Bloom, weiterentwickelt von Anderson und Krathwohl). Das Verstehen ist Teil eines Lernprozesses, wobei unter "Lernen" eine (möglichst nachhaltige) Verhaltensänderung verstanden wird.
Mode stellt sicher eine Verhaltensänderung dar. Jedoch ist die Motivation dahinter nicht stets durch ein Lernverhalten erklärbar, sondern durch psychosoziale Phänomene, z.B. dem Ingroup-Outgroup-Effekt ("dazugehören wollen"). Diese Muster folgen oft keinem rational erklärbaren Modell (sprich: der Vernunft) sodern emotionalen Stimmungen. Um zu verstehen, wieso Menschen einer Mode folgen muss man verstehen, wie eine Mode sich verbreitet. Prof. Peter Kruse (leider bereits verstorben) hat dazu 2010 einen sehr sehenswerten Vortrag gehalten (https://www.youtube.com/watch?v=ryiuuUKQJy0).
Somit musst Du, wenn Du Dich auf die Suche nach dem Ursprung einer Mode machst um deren Motiv zu verstehen, rückwärts durch deren Verbreitung bis zu ihrem Entstehungsort arbeiten. Da das in der Praxis häufig unmöglich ist, erscheint uns Mode unerklärlich, sogar absurd.
Das Thema ist freilich um ein Vielfaches komplexer. Ganze Uni-Lehrstühle (siehe Kruse) versuchen diese Phänomene zu begreifen und scheitern oft an der Komplexität des involvierten Systems: die gesamte digitale Gesellschaft.
Trottel macht Werbung für Adidas, ohne dafür Geld zu bekommen
Und der Vorposter ist wohl Schleichwerbung...