Thiemos Archiv
- Wednesday, 2007-07-25 20:49
- Das Projekt NoNoFollow möchte mich davon überzeugen, auf das HTML-Attribut rel=»nofollow« zu verzichten, und führt dazu 11 (vermeintliche) Gründe gegen nofollow an. Ich möchte diese einmal ein wenig auseinander nehmen.
- »nofollow verhindert Kommentarspam nicht«. Das ist zweifellos wahr. Die Idee, dass Kommentarspam durch den großflächigen Einsatz von nofollow unattraktiv werden würde, ist eine Milchmädchenrechnung. Tatsächlich passiert das Gegenteil, wie die aktuell immer wieder hochschwappenden Spamwellen beweisen: Es wird einfach noch mehr gespammt, damit zumindest ein Teil des Spams an Orten ankommt, an denen er noch eine Wirkung erzielt. Die Rechnung ist einfach: Wenn ich weiß, dass die Hälfte meines Spams in Filtern hängen bleibt oder aufgrund von nofollow unwirksam ist, muss ich logischerweise doppelt so viele Nachrichten versenden, um die selbe Wirkung zu erzielen.
- »nofollow ist semantisch unkorrekt«. Das ist insofern richtig, als dass hier das Vielzweck-Attribut rel für etwas genutzt wird, das sich ausschließlich an eine kleine Gruppe von Endgeräten richtet: An Suchmaschinenroboter. Andererseits lässt sich auch argumentieren, dass die Markierung sehr wohl eine semantische Aussage über die Beziehung (relation) der beiden verlinkten Webseiten transportiert: Die Quellseite möchte der Zielseite keinen PageRank schenken. Das ist etwa so, als würde man sagen, »dieser Link bedeutet nicht, dass ich die Seite toll finde«. Ohne nofollow würde Googles PageRank-Algorithmus pauschal davon ausgehen, dass der Link einer Empfehlung gleich käme, ohne zu wissen, ob das tatsächlich beabsichtigt war.
- »nofollow zerstört Verbindungen zwischen Websites«. Ja, richtig, aber das ist ja gerade die Intention. Es ist etwas merkwürdig, gegen ein Werkzeug zu argumentieren, indem man seinen Zweck als Gegenargumente anführt.
- »nofollow ist nur nützlich für Suchmaschinen, nicht aber für Menschen«. Das ist oberflächlich betrachtet richtig, trifft aber auf alles zu, was wir gemeinhin unter dem Begriff »Metadaten« (Meta-Tags, die Datei robots.txt usw.) zusammenfassen. Auch das im XFN-Standard spezifizierte rel=»friend« ist für Menschen erst einmal unnütz, weil es schlicht nirgends ausgewertet wird.
- »nofollow könnte genutzt werden um Websites auszusperren«. Es tut mir leid, aber das verstehe ich nicht. Um eine bestimmte Website »auszusperren«, müssten sämtliche dorthin zeigenden Weblinks mit nofollow gekennzeichnet werden. Alle Menschen im WWW müsste sich darin einig sein, diese Website auszusperren. Wie soll das in der Praxis funktionieren?
- »nofollow diskriminiert reguläre Benutzer als Spammer«. Falsch. Nicht nofollow diskriminiert die Benutzer (genauso wenig kann man behaupten, ein Hammer würde Menschen verletzten), sondern der Website-Betreiber, der nofollow pauschal einsetzt. Das ist sehr wohl ein Argument dafür, dass nofollow nur wohlüberlegt eingesetzt werden sollte. Ein Grund, es pauschal zu verdammen, ist das nicht.
- »nofollow nimmt Kommentatoren die verdiente Aufmerksamkeit«. Das ist augenscheinlich Unfug, denn nofollow betrifft lediglich die von einem Kommentar weg führenden Weblinks. Dem Kommentartext selbst wird ebenso wenig Aufmerksamkeit genommen wir dem Kommentierenden. Der Einsatz von nofollow in Kommentaren ändert nichts am PageRank der Seite, die den Kommentar enthält. Siehe auch Punkt 5.
- »nofollow könnte genutzt werden um Weblogs zu diskriminieren«. Das ist Stoff für eine interessante Verschwörungstheorie, entbehrt aber jeder Grundlage: Die Praxis hat längst gezeigt, dass nofollow überall eingesetzt wird, nicht nur in Weblogs. Eine gezielte Diskriminierung durch die Suchmaschinenbetreiber wäre überdies auch gar nicht auf nofollow angewiesen. Siehe auch Punkt 5.
- »nofollow hindert das Web daran, ein Netz zu sein«. Ja, das ist nun mal der Sinn, genau wie beim robots-Meta-Tag. Siehe Punkt 3.
- »nofollow unterbindet die Verbreitung von freier Meinungsäußerung«. Verzeihung, aber das ist theatralischer Unfug. Siehe die Punkte 6 und 7.
- »nofollow wurde im Stillen entwickelt, und nur Suchmaschinenbetreiber waren an der Diskussion beteilig«. Ich bin mir nicht sicher, was hiermit belegt werden soll. Ein Mitspracherecht um des Mitspracherechts willen? Ist die Tatsache, dass – um ein beliebiges Beispiel heraus zu greifen – das ZIP-Dateiformat »im Stillen« entwickelt wurde, ein Argument, es nicht zu verwenden?
- 2007-07-28 14:04
- Ich bin beeindruckt!
- Dieter
- 2007-07-29 20:02
- Warum?
- Thiemo
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