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Was ist an diesem Diagramm falsch?

Weihnachtsbudget in Deutschland 2007 bis 2009
(Quelle: Handelsverband Deutschland)

Eine seltsame Frage, oder nicht? Man meint, den Sachverhalt auf einen Blick erfassen zu können. Verglichen wird, wie viel Budget Frauen und Männer in den Jahren 2007 bis 2009 für Weihnachtseinkäufe eingeplant haben. Ganz klar. Was soll da falsch sein?

Mal sehen: Der höchste Balken in diesem Diagramm reicht bis 248. Die Balken daneben sind etwa halb so groß. Nanu? Die Hälfte von 248 ist doch 124 und nicht 216 und schon gar nicht 226? Was ist da los? Nun, würde man das Diagramm korrekt zeichnen, würde es so aussehen:

Weihnachtsbudget in Deutschland 2007 bis 2009

Oder, wenn man es jetzt zurück auf das ursprüngliche Bildformat skalliert, so:

Weihnachtsbudget in Deutschland 2007 bis 2009

Plötzlich wird aus den beeindruckenden Sprüngen des ersten Digramms ein so leichtes Gefälle, dass man trotz Wirtschaftskrise schon beinahe von einem konstanten Kaufverhalten sprechen könnte. Erstaunlich, nicht wahr?

Der Trick ist alt und die Ausreden, warum man ihn anwendet, noch älter. Die Unterschiede zwischen den Balken wären besser zu erkennen; der Betrachter solle nicht mit zu vielen nebensächlichen Informationen belastet werden usw. Nun möchte ich dem Handelsverband hier keine böswillige Absicht unterstellen, aber doch Ignoranz oder zumindest Dummheit. Wenn die Veränderung vom Jahr 2008 zum Jahr 2009 nur 2% beträgt, statistisch also praktisch irrelevant ist, dann illustrieren Sie diesen Sachverhalt bitte nicht mit einer Flächenänderung von in diesem Fall sage und schreibe 31%. Oder, wenn es denn unbedingt sein muss, tragen Sie wenigstens den Wert der von Ihnen gewählten unteren Schnittkante in das Diagramm ein. In diesem Fall ist das eine 200.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Das geht noch besser: Statt Balken Quadrate machen, deren Höhe dem Betrag entspricht. Da quadriert sich der übertriebene Unterschied auch noch.
T$
Wird auch bei der Diskussion um Klimaerwärmung effektiv verwendet. Die Temperaturen werden so hin und her skaliert, dass es dramatisch wirkt. Schaut man sich aber mal die letzten 20.000 Jahre an, sind diese Sprünge plötzlich total normal.
Sven

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